Landkreisbibliothek im Anne-Frank-Gymnasium Erding, Mediensuche

Autor	Titel Verlag	Systematik	Medium (Bilder aus)	Sofort ausleihbar?
Sartre, Jean-Paul	Sartre-Lesebuch - Den Menschen erfinden Rowohlt, Reinbek bei Hamburg (1986) Standort: Sar Details hier Inhalt: Dieses "Lesebuch", als Einführung und Anregung zur Weiterbeschäftigung gedacht, enthält Auszüge, aber auch vollständige Texte aus Sartres Werk. In chronologischer Folge (1938-1971) wird der Leser in die verschiedenen Bereiche von Sartres Denken und Schreiben eingeführt: in seine Philosophie ("Das Sein und das Nichts" u. a.), sein soziales und politisches Engagement (Antisemitismus, Atomkrieg, Algerienkrieg, Russell-Tribunal, Prager Frühling u. a.), sein Romanschaffen und seine Interpretation von Literatur (Genet, Flaubert). Mag man auch solcher "Häppchen-Literatur" skeptisch gegenüberstehen, so zeichnet sich doch gerade dieses Werk durch die fortlaufende ausgezeichnete Kommentierung und ein wesentliches Vorwort aus. (2 S) Aus d. Franz. übers. Systematik: PYB 23, , LYB 25 Umfang: 255 S. Standort: Sar ISBN: 978-3-498-06186-9	PYB 23, LYB 25 0	Schöne Literatur Medienbild durch buchhandel.de	Ja, ist verfügbar. In Merkzettel aufnehmen nicht möglich, Hinweis dazu hier...
Hinderer, Walter [Hrsg.]	Universalbibliothek ; 17505 : Literaturstudium : Interpretationen Kleists Erzählungen Reclam, Stuttgart (1998) Standort: PYB 292 Kle Details hier Inhalt: Enthält Interpretationen zu: Über das Marionettentheater; Michael Kohlhaas; Die Marquise von O.; Das Erdbeben in Chili; Die Verlobung in St. Domingo; Das Bettelweib von Locarno; Der Findling; Die heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik; Der Zweikampf Systematik: PYB 292, , PGL 3 Umfang: 258 S. Standort: PYB 292 Kle ISBN: 978-3-15-017505-7	PYB 292, PGL 3 0	Sachbuch Medienbild durch buchhandel.de	Ja, ist verfügbar. In Merkzettel aufnehmen nicht möglich, Hinweis dazu hier...
Hein, Edgar	Oldenbourg-Interpretationen Friedrich Hebbel, Maria Magdalena (Band 37) Interpretation Oldenbourg, München (1989) Standort: PYB 295 Heb Details hier Inhalt: Motivgeschichtliche Vergleiche von Lenz bis zu Hauptmann werden in diesem Band gezogen, Entstehung und Rezeption des bürgerlichen Trauerspiels beschrieben, bevor Dramenhandlung und Figurenkonstellation, dramaturgische Ideen, Sprache und Stil näher analysiert werden. Wie immer in dieser Reihe: Unterrichtshilfen mit Klausurvorschlägen für Grund- und Leistungskurse. Auch der Blick auf die moderne Travestie des Hebbelschen Trauerspiels von Franz Xaver Kroetz fehlt nicht. (2 S) Schlagworte: Analyse, Bürgerliches Trauerspiel, Entstehung, Figurenkonstellation, Hebbel, Friedrich, Interpretation, Interpretationen, Maria Magdalena, Motivgeschichtlicher Vergleich, Rezeption, Textinterpretation, Unterrichtshilfen Systematik: PYB 295, , NEM 3 Umfang: 136 S. Standort: PYB 295 Heb ISBN: 978-3-486-88636-8	PYB 295, NEM 3 0	Sachbuch Medienbild durch buchhandel.de	Ja, ist verfügbar. In Merkzettel aufnehmen nicht möglich, Hinweis dazu hier...
Weber Albrecht	Herderbücherei ; 9303 : Deutschunterricht Das Phänomen Simmel zur Rezeption eines Bestseller-Autors unter Schülern und im Literaturunterricht Herder, Freiburg/Br. (Freiburg/Br.) Standort: Pyb 296 SIM Details hier Systematik: Pyb 296 SIM, , Nem 3 WEB, , Pbk 3 WEB Umfang: 188 S. Standort: Pyb 296 SIM	Pyb 296 SIM, Nem 3 WEB, Pbk 3 WEB	Sonstiges	Ja, ist verfügbar. In Merkzettel aufnehmen nicht möglich, Hinweis dazu hier...
Allkemper, Alo [Hrsg.]	Deutsche Dramatiker des 20. Jahrhunderts Schmidt, Berlin (2000) Standort: PYB 296 Deu Details hier Systematik: PYB 296, , PBM 3 Umfang: 920 S Standort: PYB 296 Deu ISBN: 978-3-503-04975-2	PYB 296, PBM 3 0	Sachbuch Medienbild durch buchhandel.de	Ja, ist verfügbar. In Merkzettel aufnehmen nicht möglich, Hinweis dazu hier...
Müller, Michael	Universalbibliothek ; 8812 : Literaturstudium : Interpretationen Hermann Hesse - Romane Reclam, Stuttgart (1999) Standort: PYB 296 Hes Details hier Inhalt: Enthält Interpretationen zu: Unterm Rad; Demian; Siddhartha; Der Steppenwolf; Narziß und Goldmund; Das Glasperlenspiel Systematik: PYB 296, , PGL 3 Umfang: 175 S. Standort: PYB 296 Hes ISBN: 978-3-15-008812-8	PYB 296, PGL 3 0	Sachbuch Medienbild durch buchhandel.de	Ja, ist verfügbar. In Merkzettel aufnehmen nicht möglich, Hinweis dazu hier...
Kohlhase, Norbert	Dichtung und politische Moral eine Gegenüberstellung von Brecht und Camus Nymphenburger Verlagshdlg., München (1965) Standort: PYB 296 Bre Details hier Systematik: PYB 296, , PYB 23 Umfang: 285 S. Standort: PYB 296 Bre	PYB 296, PYB 23	Sachbuch	Ja, ist verfügbar. In Merkzettel aufnehmen nicht möglich, Hinweis dazu hier...
Reich-Ranicki, Marcel	Mein Leben Standort: PYB 3 Rei Details hier Inhalt: Lange Zeit hatte Marcel Reich-Ranicki die Niederschrift seiner Autobiographie vor sich hergeschoben. Dennoch wurde er von Freunden und Bekannten ermutigt und gedrängt, von Verlegern mit Geld gelockt. Sechs Jahre schrieb er an seinen Erinnerungen. Jetzt, im Alter von 79 Jahren, hat er sie vorgelegt. Das Buch ist in fünf Teile gegliedert, wobei der Schwerpunkt auf der Zeit vor 1958 liegt. Die ersten beiden Abschnitte zeigen die Entwicklung und die Leidenszeit des Schülers und jungen Mannes, die in höchstem Maße von den Ereignissen der Zeitgeschichte geprägt ist. Es sind dies die Kindheit in Polen, die Jugend im nationalsozialistischen Berlin und schließlich die eindringlich und zugleich in einem ruhigen Tonfall geschilderten Zustände im Warschauer Getto. Nach dem Neuanfang im kommunistischen Polen erfolgt dann die Zäsur: Ende Fünfziger zieht es Reich-Ranicki in die Bundesrepublik. Dieses Datum markiert einen Einschnittim Leben des Kritikers und zugleich in dessen Erzählen. Hat er bis dahin seine Persönlichkeitsbildung als humanistisch geprägter Schüler und junger Mann in der immer barbarischer werdenden äußeren Welt ausführlich dargestellt, so erzählt er die folgenden Jahrzehnte nur noch in Episoden. Zwar kommt manches - z. B. seine Zeit bei der F.A.Z. - etwas zu kurz, gleichwohl können andere Abschnitte dafür entschädigen: Die Begegnungen mit Mitgliedern der Familie Mann, sein Porträt Wolfgang Koeppens oder die jahrelange und letztlich doch gebrochene Freundschaft zu Joachim Fest werden unterhaltsam wie sensibel geschildert. Mein Leben ist ein Buch über das Gezeichnetsein durch die Schrecken des Dritten Reiches und über persönliche Enttäuschungen. Es ist aber auch ein Buch über glückliche Augenblicke, sowie über die Liebe, und zwar die zu seiner Frau und - natürlich - zur Literatur. Marcel Reich-Ranicki hat im Grunde alles erreicht was ein Kritiker erstreben kann: Er wurde zum bedeutendsten und einflußreichsten Kritiker seiner Zeit. Nach wie vor ist er gefürchtet und respektiert - doch kaum geliebt. Vor allem aber ist er eins geblieben: ein Außenseiter. Und man spürt über die 560 Seiten hinweg, wie sehr ihn das geschmerzt hat. So steht gegen Ende des Buches nicht zufällig ein Zitat des von ihm geschätzten Friedrich Schlegel, das Reich-Ranicki auf sich selbst bezieht: "Man findet mich interessant und geht mir aus dem Wege ... Am liebsten besieht man mich aus der Ferne, wie eine gefährliche Rarität." --Alexander Simon Der Spiegel (16.8.99/ Nr. 33) "Den tiefsten Schmerz" Marcel Reich-Ranicki hat seine Memoiren geschrieben. Unter dem schlichten Titel "Mein Leben" erzählt er eine der ergreifendsten Lebensgeschichten dieses Jahrhunderts. Deutschlands wortmächtigster Literaturkritiker und TV-Entertainer überrascht durch stille Lakonik und das melancholische Fazit, trotz aller Erfolge ein Außenseiter geblieben zu sein. Friedrich Luft, der legendäre Berliner Theaterkritiker, nannte ihn einmal den "Vorleser der Nation" einen, der früher als das Publikum und an seiner statt die neuesten Romane liest (und bewertet), dies aber so eindrucksvoll und lautstark tut, als deklamiere ein Schauspieler vor einer großen Zuhörerschar. Vorleser der Nation ist jemand, der, indem er liest (und schreibt), sich reden hört. Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki, 79, ist mit dieser Porträtskizze gut getroffen. Und bis heute zehren davon die Kritiker des Kritikers, wenn sie, frei nach Eckhard Henscheids Vorlage, Reich-Ranicki sei unter den Buchbewertern bloß "der Lauteste", immer wieder auf die Phonstärke, auf die seit 1988 durch das "Literarische Quartett" im ZDF auch optisch mächtige Präsenz des Mannes zielen. Als beweise diese Präsenz an sich schon Grobheit und Gedankenschwäche. Wahr ist: Reich-Ranicki hat in den Jahren von 1958 damals kam er aus Polen in die Bundesrepublik bis 1992 638 Essays und Rezensionen über 226 Autoren veröffentlicht, vor allem in der "Zeit" und in der "Frankfurter Allgemeinen", ein stattliches, nicht gerade kleinlautes Meinungspaket. Wahr ist aber auch: Er veröffentlicht am 16. August "Mein Leben", seine Autobiografie, an der er sechs Jahre gearbeitet hat; und dieses Buch ist alles andere als lautstark und vollmundig: Es ergreift durch die tonlose Stille des Entsetzens, durch subtile Andeutungen, polemisches Verschweigen, durch Lakonik und Zärtlichkeit. Der Herr der Bücher, der viel gescholtene Literatur-Wüterich zeigt sich schwach, oft selbstkritisch und beinahe sprachlos, als unterläge er dem eigenen Leben. Nur herzlose Leser werden sich diesem Drama in Prosa entziehen können. Marcel Reich, der 1920 in Wloclawek an der Weichsel geborene Sohn jüdischer Eltern, besuchte in Polen zunächst eine deutschsprachige Volksschule. Dass er bei der Einschulung schon lesen konnte, habe, so schreibt er, "den Neid der Mitschüler erweckt. Von Anfang an fiel ich aus dem Rahmen, ich war ein Außenseiter. Dass es so bleiben würde, konnte ich schwerlich wissen: ... Ich passte nie ganz zu meiner Umgebung". Ein Leitmotiv, das die eigentümliche Schüchternheit des Selbstbewussten begründet. Weil sein Vater als Kaufmann 1929 Bankrott ging, sah die Familie in Polen keine Zukunft mehr. Sie zog nach Berlin, wo ein wohlhabender Onkel als Anwalt lebte. Marcel sprach schnell besser deutsch als polnisch, der Gymnasiast war bald der Klassenbeste in Deutsch. Sehr früh liebte er die Literatur. Und kannte im Grunde nur einen Berufswunsch: Kritiker. Seinen "elfenbeinernen Turm", in dem er vor dem immer rüderen Antisemitismus geistige Zuflucht fand, bewohnten Schiller, Shakespeare, Heine, Goethe, geradezu gierig genoss er auch das Theater, vor allem das von Gustaf Gründgens. Er konnte 1938 gerade noch Abitur machen, wenngleich seine Deutschnote nach unten korrigiert wurde, weil ein Jude in diesem Fach nicht mehr "sehr gut" sein durfte. Am 28. Oktober 1938 wenige Tage vor den "Kristallnacht"-Pogromen wurde Marcel in seinem winzigen Zimmer in Berlin-Charlottenburg vor 7 Uhr morgens von einem Polizisten geweckt. Der drückte ihm ein Papier in die Hand Ausweisung aus dem Deutschen Reich und hieß ihn sofort mitkommen. Das sichtbare Reisegepäck des jungen Juden, der nun mit der Eisenbahn nach Warschau zwangsbefördert wurde, bestand aus einer Aktentasche mit einem Reservetaschentuch und einem Balzac-Roman. Sein unsichtbares Gepäck, so schreibt er, war die deutsche Sprache und die deutsche Literatur. Als Hitlers Truppen ein knappes Jahr später Polen überfielen und die Hauptstadt besetzten, lebte die Familie Reich, wieder vereinigt, in Warschau. Sie war bald, wie alle 400 000 Juden der Stadt, Freiwild für Besatzer wie für polnische Denunzianten. In dieser Situation kam der 19jährige Marcel der gleichaltrigen Teofila aus der Nachbarschaft näher. Die Liebe seines Lebens begann unmittelbar, bevor die Nazis aus dem jüdischen Viertel jenes "Seuchensperrgebiet" mit einer drei Meter hohen Mauereinfassung machten, das als "Warschauer Ghetto" traurige Berühmtheit erlangte. An diesem Punkt setzt der zweiteilige SPIEGEL-Vorabdruck aus dem Erinnerungsbuch ein (SPIEGEL 32/1999, Seite 145). Verwaltet wurde diese jüdische Großstadt auf Befehl der Besatzer durch einen "Judenrat", der für den Schriftwechsel mit deutschen und polnischen Behörden ein Korrespondenzbüro unterhielt. Für ein bescheidenes Entgelt leitete der sprachkundige Berliner Abiturient dieses Büro. Demütigungen, Hunger, Krankheit verschlimmerten sich fast täglich, stets mussten die Bewohner gewärtig sein, über Tote hinwegzusteigen. Musiker versuchten, sich mit Beethovens Violinkonzert oder Mozarts Klarinettenkonzert auf der Straße durchzuschlagen. Sogar ein Ghetto-Streichorchester wurde gegründet. Unter dem Namen "Hart" hat Reich damals regelmäßig Konzerte rezensiert. Als Vor- und Abspann für das "Literarische Quartett" werden seit elf Jahren die ersten Takte des Allegro molto aus Beethovens Quartett Opus 59, Nr. 3, C-Dur gespielt es wurde im Ghetto vom Streichorchester besonders oft und "besonders gut", wie Reich-Ranicki schreibt, aufgeführt. Wann immer er bei seiner Sendung diese Takte höre, denke er an die Musiker, "die sie im Ghetto gespielt haben". Nachsatz des Autors: ohne ISBN. - Lizenzausg. der DVA-Stuttgart. - Bertelsmann Buch-Nr. 051607 Schlagworte:* Autobiografie, Autobiographie, Autobiographisches, Biographie, Lebenserinnerungen, Ranicki, Marcel R.-, Reich-Ranicki, Marcel Systematik: PYB 3 Umfang: 565 S. Standort: PYB 3 Rei	PYB 3	Sachbuch	Ja, ist verfügbar. In Merkzettel aufnehmen nicht möglich, Hinweis dazu hier...

Inhalt: Lange Zeit hatte Marcel Reich-Ranicki die Niederschrift seiner Autobiographie vor sich hergeschoben. Dennoch wurde er von Freunden und Bekannten ermutigt und gedrängt, von Verlegern mit Geld gelockt. Sechs Jahre schrieb er an seinen Erinnerungen. Jetzt, im Alter von 79 Jahren, hat er sie vorgelegt.
Das Buch ist in fünf Teile gegliedert, wobei der Schwerpunkt auf der Zeit vor 1958 liegt. Die ersten beiden Abschnitte zeigen die Entwicklung und die Leidenszeit des Schülers und jungen Mannes, die in höchstem Maße von den Ereignissen der Zeitgeschichte geprägt ist. Es sind dies die Kindheit in Polen, die Jugend im nationalsozialistischen Berlin und schließlich die eindringlich und zugleich in einem ruhigen Tonfall geschilderten Zustände im Warschauer Getto. Nach dem Neuanfang im kommunistischen Polen erfolgt dann die Zäsur: Ende Fünfziger zieht es Reich-Ranicki in die Bundesrepublik.
Dieses Datum markiert einen Einschnittim Leben des Kritikers und zugleich in dessen Erzählen. Hat er bis dahin seine Persönlichkeitsbildung als humanistisch geprägter Schüler und junger Mann in der immer barbarischer werdenden äußeren Welt ausführlich dargestellt, so erzählt er die folgenden Jahrzehnte nur noch in Episoden. Zwar kommt manches - z. B. seine Zeit bei der F.A.Z. - etwas zu kurz, gleichwohl können andere Abschnitte dafür entschädigen: Die Begegnungen mit Mitgliedern der Familie Mann, sein Porträt Wolfgang Koeppens oder die jahrelange und letztlich doch gebrochene Freundschaft zu Joachim Fest werden unterhaltsam wie sensibel geschildert. Mein Leben ist ein Buch über das Gezeichnetsein durch die Schrecken des Dritten Reiches und über persönliche Enttäuschungen. Es ist aber auch ein Buch über glückliche Augenblicke, sowie über die Liebe, und zwar die zu seiner Frau und - natürlich - zur Literatur.
Marcel Reich-Ranicki hat im Grunde alles erreicht was ein Kritiker erstreben kann: Er wurde zum bedeutendsten und einflußreichsten Kritiker seiner Zeit. Nach wie vor ist er gefürchtet und respektiert - doch kaum geliebt. Vor allem aber ist er eins geblieben: ein Außenseiter. Und man spürt über die 560 Seiten hinweg, wie sehr ihn das geschmerzt hat. So steht gegen Ende des Buches nicht zufällig ein Zitat des von ihm geschätzten Friedrich Schlegel, das Reich-Ranicki auf sich selbst bezieht: "Man findet mich interessant und geht mir aus dem Wege ... Am liebsten besieht man mich aus der Ferne, wie eine gefährliche Rarität." --Alexander Simon

Der Spiegel (16.8.99/ Nr. 33) "Den tiefsten Schmerz"
Marcel Reich-Ranicki hat seine Memoiren geschrieben. Unter dem schlichten Titel "Mein Leben" erzählt er eine der ergreifendsten Lebensgeschichten dieses Jahrhunderts. Deutschlands wortmächtigster Literaturkritiker und TV-Entertainer überrascht durch stille Lakonik und das melancholische Fazit, trotz aller Erfolge ein Außenseiter geblieben zu sein.
Friedrich Luft, der legendäre Berliner Theaterkritiker, nannte ihn einmal den "Vorleser der Nation" einen, der früher als das Publikum und an seiner statt die neuesten Romane liest (und bewertet), dies aber so eindrucksvoll und lautstark tut, als deklamiere ein Schauspieler vor einer großen Zuhörerschar. Vorleser der Nation ist jemand, der, indem er liest (und schreibt), sich reden hört.
Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki, 79, ist mit dieser Porträtskizze gut getroffen. Und bis heute zehren davon die Kritiker des Kritikers, wenn sie, frei nach Eckhard Henscheids Vorlage, Reich-Ranicki sei unter den Buchbewertern bloß "der Lauteste", immer wieder auf die Phonstärke, auf die seit 1988 durch das "Literarische Quartett" im ZDF auch optisch mächtige Präsenz des Mannes zielen. Als beweise diese Präsenz an sich schon Grobheit und Gedankenschwäche.
Wahr ist: Reich-Ranicki hat in den Jahren von 1958 damals kam er aus Polen in die Bundesrepublik bis 1992 638 Essays und Rezensionen über 226 Autoren veröffentlicht, vor allem in der "Zeit" und in der "Frankfurter Allgemeinen", ein stattliches, nicht gerade kleinlautes Meinungspaket. Wahr ist aber auch: Er veröffentlicht am 16. August "Mein Leben", seine Autobiografie, an der er sechs Jahre gearbeitet hat*; und dieses Buch ist alles andere als lautstark und vollmundig: Es ergreift durch die tonlose Stille des Entsetzens, durch subtile Andeutungen, polemisches Verschweigen, durch Lakonik und Zärtlichkeit.
Der Herr der Bücher, der viel gescholtene Literatur-Wüterich zeigt sich schwach, oft selbstkritisch und beinahe sprachlos, als unterläge er dem eigenen Leben. Nur herzlose Leser werden sich diesem Drama in Prosa entziehen können.
Marcel Reich, der 1920 in Wloclawek an der Weichsel geborene Sohn jüdischer Eltern, besuchte in Polen zunächst eine deutschsprachige Volksschule. Dass er bei der Einschulung schon lesen konnte, habe, so schreibt er, "den Neid der Mitschüler erweckt. Von Anfang an fiel ich aus dem Rahmen, ich war ein Außenseiter. Dass es so bleiben würde, konnte ich schwerlich wissen: ... Ich passte nie ganz zu meiner Umgebung". Ein Leitmotiv, das die eigentümliche Schüchternheit des Selbstbewussten begründet.
Weil sein Vater als Kaufmann 1929 Bankrott ging, sah die Familie in Polen keine Zukunft mehr. Sie zog nach Berlin, wo ein wohlhabender Onkel als Anwalt lebte. Marcel sprach schnell besser deutsch als polnisch, der Gymnasiast war bald der Klassenbeste in Deutsch. Sehr früh liebte er die Literatur. Und kannte im Grunde nur einen Berufswunsch: Kritiker.
Seinen "elfenbeinernen Turm", in dem er vor dem immer rüderen Antisemitismus geistige Zuflucht fand, bewohnten Schiller, Shakespeare, Heine, Goethe, geradezu gierig genoss er auch das Theater, vor allem das von Gustaf Gründgens. Er konnte 1938 gerade noch Abitur machen, wenngleich seine Deutschnote nach unten korrigiert wurde, weil ein Jude in diesem Fach nicht mehr "sehr gut" sein durfte.
Am 28. Oktober 1938 wenige Tage vor den "Kristallnacht"-Pogromen wurde Marcel in seinem winzigen Zimmer in Berlin-Charlottenburg vor 7 Uhr morgens von einem Polizisten geweckt. Der drückte ihm ein Papier in die Hand Ausweisung aus dem Deutschen Reich und hieß ihn sofort mitkommen. Das sichtbare Reisegepäck des jungen Juden, der nun mit der Eisenbahn nach Warschau zwangsbefördert wurde, bestand aus einer Aktentasche mit einem Reservetaschentuch und einem Balzac-Roman. Sein unsichtbares Gepäck, so schreibt er, war die deutsche Sprache und die deutsche Literatur.
Als Hitlers Truppen ein knappes Jahr später Polen überfielen und die Hauptstadt besetzten, lebte die Familie Reich, wieder vereinigt, in Warschau. Sie war bald, wie alle 400 000 Juden der Stadt, Freiwild für Besatzer wie für polnische Denunzianten. In dieser Situation kam der 19jährige Marcel der gleichaltrigen Teofila aus der Nachbarschaft näher. Die Liebe seines Lebens begann unmittelbar, bevor die Nazis aus dem jüdischen Viertel jenes "Seuchensperrgebiet" mit einer drei Meter hohen Mauereinfassung machten, das als "Warschauer Ghetto" traurige Berühmtheit erlangte. An diesem Punkt setzt der zweiteilige SPIEGEL-Vorabdruck aus dem Erinnerungsbuch ein (SPIEGEL 32/1999, Seite 145).
Verwaltet wurde diese jüdische Großstadt auf Befehl der Besatzer durch einen "Judenrat", der für den Schriftwechsel mit deutschen und polnischen Behörden ein Korrespondenzbüro unterhielt. Für ein bescheidenes Entgelt leitete der sprachkundige Berliner Abiturient dieses Büro.
Demütigungen, Hunger, Krankheit verschlimmerten sich fast täglich, stets mussten die Bewohner gewärtig sein, über Tote hinwegzusteigen. Musiker versuchten, sich mit Beethovens Violinkonzert oder Mozarts Klarinettenkonzert auf der Straße durchzuschlagen. Sogar ein Ghetto-Streichorchester wurde gegründet. Unter dem Namen "Hart" hat Reich damals regelmäßig Konzerte rezensiert.
Als Vor- und Abspann für das "Literarische Quartett" werden seit elf Jahren die ersten Takte des Allegro molto aus Beethovens Quartett Opus 59, Nr. 3, C-Dur gespielt es wurde im Ghetto vom Streichorchester besonders oft und "besonders gut", wie Reich-Ranicki schreibt, aufgeführt. Wann immer er bei seiner Sendung diese Takte höre, denke er an die Musiker, "die sie im Ghetto gespielt haben". Nachsatz des Autors:

ohne ISBN. - Lizenzausg. der DVA-Stuttgart. - Bertelsmann Buch-Nr. 051607
Schlagworte: Autobiografie, Autobiographie, Autobiographisches, Biographie, Lebenserinnerungen, Ranicki, Marcel R.-, Reich-Ranicki, Marcel
Systematik: PYB 3
Umfang: 565 S.
Standort: PYB 3 Rei

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